Buchtipp - Archiv

 

Megan Lally
That’s not my name

Gleich vorneweg: höchst spannende Story, interessant zusammengestrickt und phantasievoll entwickelt.
Vorzüglich geeignet für Lesende, die sich mit der Gedankenwelt von 17jährigen oder gleichaltrigen auseinandersetzen wollen, die sich einerseits unberechtigter weise – oder doch nicht? – gemobbt fühlen von Ihresgleichen und dem sozialen Umfeld und andererseits im Straßengraben aufwachen und nicht mehr wissen, wer sie sind und was passiert ist, … also: unter totaler Amnesie leiden. Beides wird lang und breit – für mich zu breit und zu lang – ausformuliert, worunter der Spannungsfaden zu leiden und zu reißen droht. Hinsichtlich der Geschehnisse um die Amnesie glaube ich, würden Fachärzte allerdings auch so den einen oder anderen Zweifel an den Schilderungen vortragen können.
Äußerst geschickt führt die Autorin mit immer neuen, eigentlich unvorstellbaren Ideen das Geschehen einer Lösung zu und – welch Überraschung: zum Schluss ist es doch nicht so wie die ganze Zeit vorher es erahnt werden muss. Zum Schluss dann – wie so häufig bei Krimis dieses Genres – eine plötzliche überraschende Wendung, die dieses Mal aber von Nebenfiguren im Vorfeld schon angedeutet wird.
Bedauerlicherweise findet man das eine oder andere Mal auftretende Nachlässigkeiten der Lektorin (Protagonistin beim Verhör: „ich sitze die meiste Zeit nur da und trinke meine heiße Schokolade“. Stundenlang beim Verhör? Auch eine zweite Schokolade wäre da schon kalt geworden!
Und, die Polizeistruktur erscheint in dem beschriebenen Umfeld veraltet und nur auf sich fixiert, moderne Kommunikation (das Geschehen spielt in der heutigen Zeit!) unter den einzelnen Counties hätte vielleicht eher bei der Polizei zu einer gewissen Klarheit der Zusammenhänge geführt.
Ich habe es – trotz einiger Schwächen – nicht bereut, mich mit dieser Story auseinanderzusetzen.

Volker Taube

 
 

 

Kento, Katie
Hotel Ambrosia
Du. Entkommst. Nicht.

Gleich vorweg: WAAAAHNSINN!!! Wahnsinn! Das ist für mich ein wahrer Thriller! Bisher wurde ich noch nie so gefesselt von einem Text wie in diesem 474 Seiten starken Buch. Und DAS will was heißen!
Die Autorin glänzt durch detailreiches Wissen über die Praxis der modernen Kommunikation, glänzt durch hohe medizinische und therapeutische Kenntnisse und schafft es mit ihrer Erzählweise vom ersten Buchstaben an durchtragend bis zum Schluss eine hohe Spannung zu erhalten, die in nur wenigen Passagen abzubrechen droht.
Mit äußerster Subtilität schildert sie den psychischen Zustand der Protagonistin, ein 17 Jahre altes Mädchen, das von seiner Großtante gepflegt wird. Alle möglichen Zustände des Krankheitsbildes werden bis ins Kleinste beschrieben und erläutert. Der Schluss mit der Auflösung kann bei genauem Hingucken so nach und nach „unterwegs“ erahnt werden und ist trotzdem überraschend auch in seiner Brutalität.
Die „Inhaltsinformation“ auf der letzten Seite läßt zwar Böses und Unangenehmes erahnen und erwarten, im Text werden die entsprechenden Ereignisse aber so geschildert, dass sie letztendlich in der Phantasie der Lesenden entstehen und nicht exzessiv beschrieben werden.
Insgesamt ist es eine Story gegen Medikamentenmißbrauch, Menschenmanipulation und eine besondere psychische Krankheit, die – wie die Autorin selbst schreibt – „selten (ihr) soviel abverlangt (hat) wie diese.“
Fazit: Wer dieses Buch nicht gelesen hat, kann auf dem Gebiet der Thriller nicht mitreden.

Volker Taube

 
 

 

Poznanski, Ursula
Teufelstanz

Dieses Mal kann ich’s extrem kurz machen:
Wieder ein toller Poznanski-Thriller, „wie er im Buche steht“. Der Verlag selbst nennt die Story einen Kriminalroman. Hier ist aber doch die Bezeichnung „Thriller“ passender: intelligent und spannend von Seite zu Seite aufgebaut, immer wieder neue Aspekte andeutend, die Schritt für Schritt der (wahrscheinlichen) Lösung näherkommen.
Unerreicht in meinem bisherigen Leserleben, abgesehen von den ganz großen wie Agatha Christi und Conan Doyle.
Welche Überraschung dann doch zum Schluss!
Der Fall ist bereits gelöst. Trotzdem folgen noch etliche Seiten, bei denen sich Lesende fragen können, was kommt denn nun noch? Jede Phantasie mag nicht zum dann erzählten Schluss führen, … oder der Fortsetzung, … oder einem anderen, neuen Thriller.

Volker Taube

 
 

 

Parker, Kellie M.
Thin Air

Um es gleich zu Beginn kurz zu machen: DAS ist ein wirklicher Thriller: Schon am Anfang wird klar, womit sich die 17jährige Protagonistin bis fast zum Schluss – eigentlich bis wirklich zum Schluss – beschäftigen und abfinden muss. Immer wieder beeinflusst sie die Beschäftigung damit in ihrem Verhalten, ihren Befindlichkeiten und Schlussfolgerungen, denn in jedem Kapitel des Buches passiert etwas die weitere Entwicklung Beherrschendes und lässt sie an sich, und ihren Mitstreiterinnen, 11 gleichaltrigen Absolventen verschiedener High-Schools, schlichtweg verzweifeln.
Geschickt lässt die Autorin die Protagonistin über alle ihre Gefühle, Ahnungen, Schlussfolgerungen richtiger und falscher Art vermittels kurzer, prägnant ausformulierter Sätze teilhaben und die Erzählung in der Ich-Form von Kapitel zu Kapitel spannender werden.
Die 12 Jugendlichen sind in einem Flugzeug in 42.000 Fuß (ca. 12,6 km) Höhe auf dem Weg nach Paris, wo eine/r von ihnen ein Stipendium erhalten soll, nachdem sie alle im Flugzeug einen Wettbewerb durchlaufen haben, … soweit ist alles ok, bis … eine/r ist plötzlich tot. Es bleibt nicht dabei und nun geht es darum, gemeinsam bei den entstehenden Verdächtigungen und entstehenden und vergehenden Zuneigungen herauszufinden, wer nun die Tat vollbracht hat.
Die Überlegungen und Schlussfolgerungen der Protagonistin in alle Richtungen ermöglichen es den Lesenden, der Lösung immer näher zu kommen, die es dann doch nicht ist, obwohl „unterwegs“ doch der eine oder andere gut versteckte Hinweis auftaucht.
Ein kurzweiliger, spannender aber auch blutrünstiger Thriller, bestens geeignet für die angesprochene Zielgruppe 14 – 24 Jahre.

Volker Taube

 
 

 

Ravena Guron
This book kills

Das Gute gleich vorweg: Ein Kriminalfall, der sich in der Szene von Reichen, Superreichen und deren 16 – 17jährigen Kindern abspielt, mit allen Vorurteilen und Nachteilen einer solchen Gesellschaft auf einer privaten Schule irgendwo in England. Bewundernswert der Mut und die Offenheit, mit denen die Autorin dieses Thema angeht.
Leider ist die Story selbst so aufgebaut, dass eigentlich die ersten etwa 40 der insgesamt 47 Kapitel auf vielleicht 10 Kapitel konzentriert die Geschichte viel spannender hätten werden lassen können. Kurz und gut: mancher Leser und manche Leserin werden sich durchbeißen, in der Hoffnung, dass endlich mal „etwas Spannendes passiert“. Aber nein, die ersten etwa 40 Kapitel glänzen durch Schwadronieren, durch Klatsch und Tratsch und immer wieder in Sackgassen führende Spuren, die zu keinen Ansätzen von Auflösungen führen. Sogar der Geistesblitz der Protagonistin, die diesen Roman geschrieben hat - „This book kills“ – kommt aus unerwartet heiterem Himmel, nirgendwo vorher auch nur andeutungsweise zu erkennen. Die letztendlich entscheidenden Indizien, die zur Auflösung führen, sind allerdings intelligent konstruiert aber auch nicht erwartbar gewesen. Aber, wie bereits erwähnt, auch vorher nirgendwo zu erschließen, oder auch nur zu erahnen.
Also: wenn man auf 40 Kapitel Phantasiererei in Vermutungen und Tratsch und Klatsch verzichten kann, ein gut konstruierter Kriminalfall, ansonsten viel Spaß beim Spekulieren in einem Wust nicht zum Ziel führender Andeutungen.

Volker Taube

 
 

 

Nick Brooks
Promise Boys

An der Urban Promise Prep im Columbia District ist ein Mord geschehen. Nun ja, sowas ist über amerikanische Schulen häufiger zu lesen. Diese Schule ist aber eine besondere. Sie ist gegründet worden, um Kinder aus prekären Stadtteilen besonders zu „erziehen“ und für das Leben in der amerikanischen Gesellschaft fit zu machen. Doch Pädagogik und „Erziehung“ von jungen Menschen wie es dort geschieht, ist halt etwas Besonderes. Ob das an dieser Schule gepflegte Konzept richtig ist? Diese Frage wird schon im Klappentext gestellt und verspricht spannende 363 Seiten.
Die drei Hauptprotagonisten beschreiben teils selbst, teils wird ihr soziales und familiäres Umfeld von Personen aus ihrer Nähe beschrieben, ebenso wie ihre Konflikte mit Lehrern und Mitschülern und die krampfhafte Suche nach der schuldigen Person.
Auf diese Art und Weise schafft es der Autor, jedem einzelnen Abschnitt einen sich steigernden Hauch von Spannung und Verlangen nach mehr Information zu verschaffen.
Über allem schwebt letztendlich die Frage, ob die von der Schule praktizierte Methode die richtige ist… bis zum Schluss dann doch wieder eine überraschende Lösung des Falles beschrieben wird, die sich vorher allerdings kaum erahnen lässt.
Also: wer hofft, beim Lesen irgendwann die Lösung gefunden zu haben, wird enttäuscht. Aber die Beschreibung der Lebensumstände im amerikanischen Schulsystem ist deutlich und hoch interessant.

Volker Taube

 
 

 

Lauren Munoz
Suddenly a murder (Mord auf Ashwood manor)

Der Klappentext verspricht Spannung bis unter die Haarspitzen, tatsächlich dümpelt die Geschichte so vor sich hin, obwohl Lesende gleich zu Beginn mitgeteilt bekommen, was von wem verursacht wurde.
Geschickt wird unter Einschub von Schilderungen aus der Vergangenheit das Erleben von Schülerinnen und Schülern beschrieben, die die High School abgeschlossen haben und eine letzte Fete im 20er-Jahre-Stil auf einer von der Aussenwelt abgeschlossenen Insel feiern. 7 Personen sind’s, eine wird das Ende nicht erleben.
Aber: wer hat einen von den 7 umgebracht?
Wie schon oben beschrieben: es deutet sich durch klare Aussage gleich zu Beginn an, wer’s war. War’s aber wirklich so? Doch kein Krimi mit solcher Aussage, der nicht doch für eine Überraschung gut ist.
Hier wird – bis zum Schluß - die Situation einer eingeschworenen Clique junger Menschen im Übergang zum College-Studium beschrieben, Kinder reicher, teils sehr reicher Eltern, die auch ihre Konflikte ausleben und damit das Leben und die Zukunft ihrer Kinder beeinflussen.
Die Geschichte schwebt auf der Ebene der sozialen und menschlichen Konflikte, die sich in der Vergangenheit und der Gegenwart abspielen und kommt eigentlich nie zum Punkt, … erst ganz zum Schluss, wenn sich die Ereignisse dann doch plötzlich überschlagen und zwei Polizisten in die Aufklärungsentwicklung eingreifen.
Wer solche psychisch bedingten Konflikte junger Menschen gerne mit auslebt, Klatsch und Tratsch in Gruppenbeziehungen liebt, findet sicher Gefallen an der Geschichte.
Blutrünstig und brutal ist sie auf keinen Fall.

Volker Taube

 
 

 

Tom Ryan
Behalte das für dich

Eine Geschichte, an deren Spannungsbogen sich gewöhnt werden muss: Nicht zu aufregend, aber auch wiederum nicht ganz ohne zu Beginn. Zumindest fühlt man sich dann doch angesprochen und geneigt, weiter zu lesen.
Dieses Urteil klingt schlimmer, als es tatsächlich gefällt werden muss: Immer mehr Puzzle-Teile kommen zusammen, die letztendlich in eine Richtung weisen, vor dem Schluss-high-noon aber plötzlich eine nicht vermutete Wendung folgen lassen, die sich vorher auch nur schwer erschließen lässt.
Kurz und gut: lesenswert und in einer Hinsicht auch ganz mutig: der 16jährige Protagonist bekennt sich zunehmend zu seiner sexuellen Orientierung, was auch vorsichtig aber klar im Text beschrieben wird. Neu – für mich bisher - in der Deutlichkeit bei Thrillern für Jugendliche.
Etwas seltsam entwickelt sich der Schluss nach der Aufklärung. Ähnliches ist mir eigentlich nur bekannt aus Agatha Christis „Mord im Orient-Express.

Volker Taube

 
 

 

Rüdiger Bertram
Rosendorfer muss dran glauben

„Mit Rosendorfer muss dran glauben“ stellt er (der Autor) nun auch sein Talent als Thriller-Autor unter Beweis.“ (Zitat aus dem Klappentext)
Gleich vorneweg: Das ging voll daneben!
Die Geschichte tröpfelt zu Beginn so vor sich hin, Spannung lässt sich höchstens erahnen, aber so richtig will sie nicht aufkommen, erst sehr zum Schluss nimmt das Geschehen an Fahrt auf und die ersten Toten kommen vor.
Ein ominöser Erzähler, dessen Sinn und Bedeutung nie Erwähnung findet, der mit allen erdenklichen Mitteln den Protagonisten überwacht, bis hin zu den nächtlichen Bettgeschichten, bei denen er sich allerdings vorher „rücksichtnehmend“ herauszieht, beobachtet intimste Vorfälle, ohne dass der Autor anklingen lässt, was so etwas für die Unverletzlichkeit der Persönlichkeit von Menschen im wahren Leben bedeutet - und wo der geheimnisvolle Beobachter herkommt und was er bezweckt. Erst ganz zum Schluss wird sein Dasein erklärbar, allerdings auch wieder nicht schlüssig.
Auch die Geschehnisse im Zusammenhang mit den Aufgaben des Protagonisten beinhalten keinen Deut, dass sie nicht selbstverständlich im Leben sind. Ein Halbsatz würde da ausreichen. Die Interpretationen sind sehr dicht an Querdenker-Phantasien und geben keine Hinweise darauf, wie unsinnig und gefährlich solche Wahrheitsverdrehungen sind. Sie lassen eine Abwendung von deren Möglichkeiten nicht zu.
Kurz und gut: Für nicht gefestigte Jugendliche ist dieser „Thriller“ ein gefundenes Fressen für das Abdriften in Querdenker- und ähnliche Phantasien. Gerade in unserer heutigen Zeit völlig fehl am Platze.
Mag sein, dass ich die Geschichte zu eng sehe, aber Angst wurde mir nicht wegen der Geschichte, sondern was sie eventuell in manchen Köpfen bewegen oder Entsetzliches veranlassen kann.

Volker Taube

 
 

 

Kristen Orlando
Black-Angel-Chroniken
Im Zeichen des schwarzen Engels

Auch in diesem Thriller geht es gleich spannend los. Es wird deutlich, dass hier eine junge Frau von sich und ihren Erlebnissen in und mit einem streng abgeschirmten Geheimbund erzählt.
Die Autorin ist voll informiert über die Szene von jungen Menschen der heutigen Zeit und bestens informiert über Waffen und deren Handhabung. Hoch spannend geschrieben entwickelt sich hier vor den Augen jedes Lesenden eine Story, wie sie es – von den Rahmenbedingungen her – nicht gibt, doch geschickt erzählt entwickelt sich hier ein Szenario, das exakt und detailliert beschreibt, wie sich junge Menschen im Übergang zum Erwachsenwerden fühlen und was sie erleben, wenn sie in das strenge Korsett der Erwartungen ihrer Eltern gesteckt sind.
Hervorragend beschrieben sind die Gefühle der jungen Frau, die in dieser Situation ihre erste Liebe erfährt und wie sie den nun entstehenden Konflikt mit ihrer langjährigen strengen Ausbildung bewältigen kann und … will. Alles im Rahmen einer brutalen Umgebung, immer auf der Flucht vor irgendwelchen bösen Menschen einer noch böseren Organisation.
Der Schluss ist blutrünstig und endet in einer Gewaltorgie doch lässt er erahnen, dass es eine Folge des Thrillers geben wird. Auf jeden Fall lesenswert.

Volker Taube

 
 

 

Ursula Poznanski,
Die Burg - Thriller

Es fängt gleich mit den ersten Zeilen thrillig an, und es folgt ein überragend toll geschriebener Thriller! Gänsehautschauer folgt auf Gänsehautschauer mit immer neuen Einfällen von nicht überzogen grausamen Schilderungen, die die Spannung zum Unerträglichen zu steigern vermögen.
Eine Geschichte, die im Hier und Heute spielt und schonungslos die möglichen Gefahren von KI aufzeigt. Poznanski kennt sich bestens im Horror- und Blutszenario aber auch in der IT aus, beschreibt es, aber ohne blutrünstig grausam zu werden. Der Phantasie der Leserschaft sind dabei Tür und Tor geöffnet. Die Spannung steigt von Kapitel zu Kapitel und eine Lösung des Dramas in den Kellern der Burg lässt sich erahnen, wird aber erst zum letztendlichen Schluss klar.
Immer neue Grausamkeiten denkt sich die KI aus, an die Grenze der Leidensfähigkeit der Protagonisten gehend, immer kurz vor dem möglichen finalen Tod endend. Lange, bis quasi zum Schluss, wird nicht klar, ob sich die KI verselbständigt hat oder was hinter ihren Grausamkeiten steckt.
Zwei Erzählstränge verschlimmbessern die Spannungslinie: einmal von „innen“, aus der Burg heraus, von den „Delinquenten“, andererseits von außen, von den Administratoren her, die versuchen zu retten, was zu retten ist.
Nervenkitzel garantiert.
Unbedingt lesenswert für Computer-, KI- und Horror-Nerds … und Fans.

Volker Taube

 
 

 

Marian de Smet
Kein Empfang - Thriller

Der Klappentext verspricht nicht zu viel: „Ein packender Thriller über Angst und Verzweiflung, Einsamkeit und Freundschaft, Liebe und Loslassenkönnen.“
Eine rührend erzählte, von Anfang an packende Geschichte von 4 Teenies mit den sie betreffenden altersbedingten Problemen, psychologisch treffend erzählt und von Anfang an packend und süchtig für’s Weiterlesen machend. Alles bis in – geschickt angedeutete und der Phantasie Spielraum gewährende – körperliche und psychische Details. Puristen würden sicher einige Details differenzierter sehen wollen (z. B. die Dauer von Heilungsprozessen) aber – darüber hinweggesehen – weil vielleicht auch beabsichtigt um der Phantasie der Leserschaft überlassen wollend mehr Raum zu geben. Sehr spannend, realistisch und zeitgemäß erzählt. Auch der erhobene Zeigefinger wird für bestimmte Situationen nicht vergessen… allerdings nur in der Hinsicht, auf fahrlässiges Verhalten in schwieriger Berglandschaft hinzuweisen.
Einmal angefangen, wird sich kaum jemand vom Text lösen können, ohne ihn zu Ende gelesen zu haben… mit wieder einmal überraschendem Ende.

Volker Taube

 
 

 

Andrea Illgen
Stollenfahrt: oder die Suche nach der Liebe und anderen verschollenen Schätzen

Der Klappentext verspricht nicht zu viel: „Die 50jährige Sängerin Friederike Wolkenreich kehrt nach vielen Jahren aus dem Ausland zurück und zieht im Harzer Universitätsstädtchen Clausthal-Zellerfeld in eine ehemalige Bergmannskapelle ein.“
Für „eingefleischte Oberharzer“ ein Grund, doch mal in das Büchlein reinzugucken. Und man wird nicht enttäuscht. In der Tat, die kenntnisreiche Schilderung von Landschaft, Menschen und Geschichte der Region lässt das Wiederkennen für Oberharzer zu und auswärtige Leserschaft Neues erwarten.
Doch wer aufgrund des Klappentextes vielleicht einen Krimi erwartet hat, wird enttäuscht. Schon: Es wird ein Schatz gesucht und letztendlich auch ein Verbrechen der letzten Kriegstage im Oberharz aufgeklärt, doch der Schwerpunkt der Erzählung liegt für mich auf der ausführlichen Beschreibung des Ankommens von Friederike in ihrer alten Heimat und ihren persönlichen Problemen, z.B. mit dem für sie unerklärlichen Verschwinden ihres Mannes im Ausland und seinem Nichtmelden sowie aller ihrer damit verbundenen psychischen und physischen Probleme.
Trotz einiger Längen und manchmal der nicht sofort ersichtlichen Trennung zwischen Erzählung und Zeilen an ihren Verschollenen liest sich der Text flüssig und lädt zum Weiterlesen ein. Kleine Petitesse am Rande: Manche Namen der Protagonisten lassen für Insider eine Ahnung von Namens-Ähnlichkeit mit verstorbenen oder noch lebenden Personen vermuten.

Volker Taube

 

 
 

 

Jennifer Lynn Barnes
The Inheritance Games
50 Milliarden Dollar – eine unbekannte Erbin – vier mörderische Nachkommen

Wer wünscht sich nicht sowas: Zu Hause fährt eine große, schwere Limousine vor, heraus steigt jemand, der zur Mitfahrt zum Empfang eines Erbes auffordert. Man selbst weiß nichts von einem solchen möglichen Erbe.
Der Protagonistin in diesem Krimi geht es aber so, aus einem sehr überschaubaren, normalen Leben herausgerissen zur Testamentseröffnung, erbt sie 50 Milliarden Dollar, kann davon jährlich 2 Milliarden ausgeben und ist …. Alleinerbin, die Nachkommen und Angehörigen des Verstorbenen gehen leer aus.
Das hat Konsequenzen, die zu Mordanschlägen führen, zu Neid, Missgunst und dem Versuch, die Testamentsvollstreckung zu verhindern. Hinzu kommt, dass der Verblichene verschieden angelegte Rätsel der Erbin und seinen vier Söhnen aufgetragen hat, bei deren Lösung herauskommen sollte, was denn nun die Erbin mit dem Verblichenen verbindet, denn DAS kann sie sich überhaupt nicht erklären.
Die Folge: Hochspannung vom ersten bis zum letzten Buchstaben. Geheimnisvolle Brüder, zwielichtige Ehefrau und Schwäger, alles im Umfeld reicher Edelpüppchen und –söhne. Nicht zu vergessen dabei, die psychischen und physischen Schmerzen, die einige Figuren erleiden müssen, durch Tote oder Lebende.
Kurz und gut: Unbedingt lesen, spannende Stunden erleben und, die nächste Folge anfangen, denn, es gibt eine Lösung. Aber, ist sie es wirklich, die letzte und endgültige Lösung??

Volker Taube

 
 

 

Holly Jackson
AS GOOD AS DEAD
One-Verlag

Gleich vorneweg: Ich muss der Autorin Abbitte tun: Nachdem ich mich durch ca. 40 % der Story durch“gequält“ hatte, äußerte ich anderen gegenüber: Ich überlege, das Weiterlesen einzustellen. Extrem schwierig zu lesen und langweilig, NULL Spannung, so mein Kommentar.
Doch zwei Seiten weiter explodierte geradezu die Story. Die Spannung hielt bis zum Schluss durch und auch der Schlusssatz verspricht Spannung total.
Zum Inhalt: Eine 17jährige Bloggerin kommentiert und recherchiert zu aktuellen Kriminalfällen, u.a. zu einem Serienmörder. „Ihr kommt dabei ein schrecklicher Verdacht“, so der Klappentext, dass seit Jahren ein Unschuldiger sitzt? Die von mir oben geschilderten „gefühlt“ ersten 40 % der Story schildert die Autorin die Befindlichkeiten der gestalkten 17jährigen. Im Nachklapp: Recht geschickt aufgebaut, aber, ohne die dann später entstehenden Zusammenhänge zu kennen, ist diese Passage gewöhnungsbedürftig.
Wie bereits beschrieben, entwickelt sich der Fall dann so ungewöhnlich, dass aus der Situation heraus eine geradezu unerträgliche Spannung aufgebaut wird: Schafft sie es oder schafft sie es nicht? Nun ja, das herauszufinden empfehle ich nun doch der geneigten Leserschaft, der Zielgruppe junger Frauen aber auch allen anderen, die erfahren wollen, was aus Situationen mit Stalkern eigentlich Schlimmes und Unerwartetes entstehen kann.
Ich empfehle sehr die Lektüre dieses Buches.

Volker Taube

 
 

 

Melissa C. Hill, Anja Stapor
TRISTAN MORTALIS
Thriller
Dressler-Verlag

DAS Buch lohnt sich wirklich zu lesen, Spannung garantiert auf fast jeder Seite (immerhin 365). Es gehört zu den besten von mir bisher gelesenen Werken der Literatur für junge Leute.
Kurz und knapp die Story: 5 junge Leute haben sich nach der Abitur-Feier aus den Augen verloren, werden aber aufgrund eines Leichenfundes im Moor wieder zusammengeführt, bis auf einen: Es könnte die Leiche im Moor sein.
Die Autorinnen schaffen es mit der Methode, jede/n der Protagonist/inn/en aus seiner/ihrer Sicht abwechselnd die Ereignisse berichten zu lassen, die Spannung von Bericht zu Bericht zu erhöhen und die Ahnung zu verstärken, der Auflösung immer näherzukommen, so scheint es jedenfalls.
Wie immer in geschickt aufgemachten Geschichten (die Legende von Tristan und Isolde schwebt über den Beziehungen der jungen Leute zueinander): Der Schluss ist völlig überraschend, lässt sich aber bei genauerem Hingucken durchaus unterwegs erschließen. Doch mit dem Schlusskapitel tauchen erneut Fragezeichen auf. Kurz und gut, wer den Thriller nicht gelesen hat, hat sich wahrlich nichts Gutes angetan.

Volker Taube

 
 

 

Monika Feth
und Du wirst lächelnd sterben
cbj Kinder- und Jugendbuchverlag 2023

Ich hatte zunächst überlegt, mit der Auflösung des Falles zu beginnen und damit die Einfachheit des Stoffes und der Geschichte selbst zu kritisieren.
Nach kurzem Überlegen bin ich von dieser Idee doch abgewichen. Für die Zielgruppe (junge Menschen um die 19 Jahre herum) ist dieser Thriller exzellent geschrieben! Im Grunde genommen ist auch hier die Story kurz und knapp erzählt: Eine junge Protagonistin läuft hilf- und ziellos durch die Gegend und weiß nicht weshalb und warum und wer sie überhaupt ist. Sie flieht und versteckt sich und sucht ihre Vergangenheit.
Es wird bei insgesamt 471 Seiten und einem 12 seitigen Epilog bei der Erzählweise sehr bald klar, wer hier was getan und erlebt hat, doch ist das spannend – wenn es auch einige unnötige Längen gibt – in leicht lesbaren manchmal auch gruseligen Text verpackt.
Nicht ein Kommissar oder ein Detektiv löst hier den Fall, sondern der Leser / die Leserin selbst kommt auf die Lösung, schon ziemlich am Anfang, doch wie darauf hingeschrieben wird, ist schon spannend und immer wieder neu. Es gibt vier bis sechs einzelne Erzähler/innen, die die Ereignisse aus ihrer Sicht schildern und Fakten aufzählen, die den Schluss nahelegen, was passiert ist und von wem verursacht.
Einige – aus meiner Sicht – Schwachpunkte logischer und auch gesellschaftspolitischer oder medizinischer Art tun dem Ganzen aber keinen Abbruch. Etwas plötzlich und unvorbereitet kommt die fast totale Erinnerung bei der Protagonistin zurück, auch die Brutalität der verursachenden Person tritt erst zum Schluss und dann sehr plötzlich zu Tage, die unterschwellig manchmal formulierte negative Meinung über die Polizei (wird ganz zum Schluss allerdings abgemildert) oder die manchmal als übertrieben schlecht dargestellte Meinung über das Sozialverhalten breiter Kreise der jungen Szene heutzutage…
Das Schlussgeschehen entschädigt allerdings für alles Vorhergehende.
Kurzum, ein bisschen mehr Tiefe in die Psyche aller Protagonisten hätte dem Gesamtbild keinen Abbruch getan, eher im Gegenteil, aber niemand erreicht die Schreibkraft einer Agatha Christie oder eines Arthur Conan Doyle.
Trotzdem: Empfehlenswert, weil leicht und doch spannend zu lesen.

Volker Taube

 
 

 

Agatha Christie
Mord im Orientexpress

„Eigentlich sollte die Fahrt im Orientexpress eine gepflegte Urlaubsreise für Meisterdetektiv Hercule Poirot werden …“ Mit diesen Zeilen macht der Roman auf der Umschlagseite des Buches auf sich aufmerksam. Jeder Krimi-Fan kennt Agathe Christie, fast jeder Mensch kennt Hercule Poirot und viele kennen die mittlerweile zahlreichen Verfilmungen des Romans und wissen, wie’s ausgeht.
Eine kürzlich sehr gelungene Inszenierung des Stoffes am Theater Bremerhaven hat mich angeregt, den Roman jetzt einmal im Original zu lesen. Die Inszenierung hatte einige Kürzungen und wurde von einigen manchmal doch recht überzogenen Slapstick-Einlagen geprägt. Die drei mir bekannten Filminszenierungen weichen in Nuancen vom Originaltext ab und Hercule Poirot wird von Albert Finney (1974) ebenfalls in Nuancen anders interpretiert als von Kenneth Branagh (2017), wobei der für mich authentischste Darsteller immer noch David Suchet ist, der durch die Hercule Poirot-Serie im britischen Fernsehen bekannt und berühmt wurde. Unter den Filmdarstellern spielt für mich am besten Peter Ustinov den Meisterdetektiv (Tod auf dem Nil, 1978).
Die Geschichte ist eigentlich schnell erzählt: Im Orientexpress findet ein Mord statt, in einem Waggon, in dem sich außer dem Toten 12 Passagiere befinden (Adaption des Films „Die zwölf Geschworenen“ von Sidney Lumet?) … und Poirot, per Zufall, eigentlich war kein Platz mehr für ihn im Zug. Natürlich wird er vom mitreisenden Zuggesellschaftsdirektor, gleichzeitig einem Landsmann von ihm, gebeten, den Fall aufzuklären. Über Interviews der Zuggäste und Beschäftigten und Wissen um bestimmte dramatische Vorgänge in den Vereinigten Staaten um die Entführung des Armstrong-Babys, tastet sich der Meisterdetektiv immer näher an die – doch überraschende – Lösung heran und: fällt selbst kein Schuldurteil, sondern überlässt das … ja: Bitte selbst lesen.
Wer Agatha Christie kennt, ist immer wieder gespannt. Ihre Erzählweise nimmt die Lesenden mit auf die Suche nach der Lösung.
Leider, so fällt es mir bei einigen – so auch hier – Krimis auf: Wenn man die Lösung kennt und nochmal drüber liest, findet man den einen oder anderen Hinweis auf die Lösung, wenn man ihn nicht schon beim ersten Lesen bemerkt hat, beim Hin-Erzählen auf das Finale. Doch – so auch hier – kommt dann bei der berühmten Auflösungssitzung durch Poirot immer noch das eine oder andere überraschende neue Faktum ans Licht des Tages, das vorher in keinem Wort und Text auch nur andeutungsweise erwähnt wurde.
Solche Kleinigkeiten tun aber diesem und anderen Agatha-Christie-Romanen keinen Abbruch.
Viel Spaß und spannendes Suchen nach der – etwas anderen - Lösung.

Volker Taube

 
 

 

Mirjam Mous
Boy 7 - Thriller

„Vertraue niemandem. Nicht einmal dir selbst!“ Ein Spruch, der sich durch die ganze Geschichte zieht.
Ein 17jähriger wacht in einer Wüste auf, erinnert sich an nichts, weiß nicht, wer er ist und hat sich den Fuß verdreht. In seinem Rucksack finden sich Dinge, die er nicht zuordnen kann. Erst im weiteren Verlauf der Geschichte klärt sich so das eine und das andere auf.
Es ist keine Kriminalgeschichte, in der Tat, die Bezeichnung „Thriller“ trifft es besser: Unheimlich, mysteriös, seltsam, verwirrend. Geschickt und die Spannung immer erhaltend die etwas andere Erzählweise: Der Protagonist erzählt seine aktuellen Erlebnisse und liest später aus einem Tagebuch, was denn so in der Vergangenheit passierte und schließt daraus den einen und anderen Zusammenhang bis er zur Lösung und zum letztendlichen Handeln kommt, das Problem in den Griff zu kriegen, doch, wie sollte es bei Thrillern oder „geheimnisvollen Geschichten“ anders sein, der Schluss ist dann wieder einmal überraschend.
Die Spannung wird damit aufrecht gehalten, dass nie klar ist, was denn Wirklichkeit und was durch andere beeinflusstes Erleben ist.
Auf jeden Fall lesenswert, denn es wird auch deutlich, was und wie etwas durch technische Manipulation mit Menschen passieren kann.

Volker Taube

 
 

 

Ursula Poznanski
Böses Licht - Kriminalroman

Gleich zum Beginn: Wie viele Poznanski-Romane: spannend bis zur letzten Zeile. Und eigentlich ist der Fall zum Schluss doch auch gelöst, doch ganz zum Schluss leistet sich Poznanski doch noch eine Überraschung. Fazit: Unbedingt lesen und über alle Zeilen gespannt sein, wie es weitergeht.
Wieder erzählen zwei Protogonisten das Geschehen aus ihrer Sicht, mit allen menschlichen Problemen, die so im Leben auf einen einstürzen können. Doch diesmal hat sich Poznanski einen besonderen Effekt erlaubt: Der Täter/die Täterin schildert in kurzen Abschnitten sein/ihr eigenes Empfinden. Und wer ganz genau hineinliest, kann vielleicht auch schon die verantwortliche Person für die Morde herausfinden oder erahnen. Aber: Schwer ist es. Eigentlich kann der Leser/die Leserin erst zum Schluss sagen: Ach ja, eine Andeutung für die Lösung fand ich ja schon dort in dem und dem Abschnitt.
Die Geschichte spielt übrigens im Schauspielermilieu, mit dessen detaillierter Kenntnis Poznanski überraschenderweise brilliert.
Volker Taube

 
 

 

Paola Mendoza & Abby Sher
Sanctuary – Flucht in die Freiheit

Gleich vorneweg: Beeindruckend, betroffen machend, extrem realistisch geschilder: Eine Migrantin irrt mit ihrem 8jährigen Bruder fliehend vor dem Schrecklichen eines post-apokalyptischen Amerikas (Folge der Trump-Ära und seiner Nachfolger) vor ihrer Inhaftierung in todbringenden Arbeitslagern. Sie müssen sich ständig vor der DEPORTATIONSEINHEIT verstecken und durchleben dabei alle nur vorstellbaren Schrecken, die Flüchtenden in einer autoritären, brutalen und rücksichtslosen fast gesetzlosen Gesellschaft widerfahren. Sehr deutlich weisen die Autorinnen in ihrem Begleittext darauf hin, dass sie von den Geschehnissen in der Trump-Ära inspiriert wurden.
Soweit so gut. Der Authentizität geschuldet sind die häufigen spanischen Wortbeiträge der Protagonisten, doch stört das Nicht-Spanisch-Könnende im Lesefluß, weil sich die Übersetzung fast gar nicht, sondern sogar nur manchmal, dafür schwer verständlich aus dem Text folgend erschließen lässt. Erschreckend eindrücklich werden die massiven psychischen Belastungen der Jugendlichen durch die dramatischen Geschehnisse beschrieben. Sosehr, dass diese Passagen fast an ein „zuviel“ heranreichen. Etwas weniger davon, noch eindrücklicher geschildert, täte der Story gut.
Kurz und gut: Wer erfahren möchte, was droht, wenn Diktatoren oder autokratisch-autoritär regierte und verfasste Gesellschaften die Existenz gestalten, sollte dieses Buch unbedingt lesen, als Warnung vor fehlender Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität.
(Volker Taube)

 
 

 

Karen M. McManus
Nothing more to tell

Ein Krimi, der von zwei Protagonisten (17 Jahre alt, männlich bzw. weiblich) aus der High-School einer amerikanischen Mittelstadt erzählt wird. Beide kennen sich schon von früher her und müssen (sie ist erst kürzlich wieder hergezogen) ihr aus der Vergangenheit resultierendes schwieriges Verhältnis bearbeiten.
Dieses Thema zieht sich auch leider – aus allen Richtungen betrachtet – hauptsächlich durch die erste Hälfte der Story. Danach leuchtet der erste bescheidene Hinweis auf ein mögliches Verbrechen hoch, aber dieses nicht aufgearbeitete Verhältnis zwischen den beiden zieht sich bis kurz vor dem Ende hin, löst sich dann aber doch in einem für beide Seiten glücklichen Ende auf…. Nur: die Lösung der Krimigeschichte ist teils verworren, teils ohne Absicherung in vorherigen Bereichen der Geschichte. Auch der ständige Erzählerwechsel zwischen ihm und ihr beflügelt nicht das Verständnis für den Ablauf der Geschehnisse.
Kurz und gut: wer sich an den psychischen Befindlichkeiten zweier 17jähriger abarbeiten will, sollte das Buch lesen. Wer spannende Krimigeschehnisse erwartet, wird enttäuscht sein.
Wenn McManus frühere Krimis es in die Bestsellerlisten schafften, so sind die bestimmt weitaus runder und schlüssiger geschrieben als dieser.
(Volker Taube, 20.04.2023)

 
 

 

Ursula Poznanski
Stille blutet

Ursula Poznanski ist immer gut für Überraschungen: Wie immer spannend von der ersten Zeile bis kurz vor Schluss. Sie lässt sich mit neuen Ideen nicht lumpen, brilliert dabei mit exzellenten Kenntnissen aus der Internet-Szene und dem Geschehen darin und darum herum und baut daraus ein spannendes Szenario auf mit Vorteilen aber auch erschreckenden Nachteilen aus dem Leben mit und ohne IT.
Wie eingangs beschrieben: Die Spannung steigt von Mal zu Mal, auch wenn sie zwischendurch mal zwei, drei Seiten lang „erschlafft“, was aber der Gesamtentwicklung keinen Abbruch tut. Am Ende wieder einmal ein Finale, das sich unterwegs überhaupt nicht andeutet, sieht man von ein, zwei vagen Andeutungen im letzten Drittel ab. Insofern: Mal wieder ein überraschender Schluss, der aber auch eine Fortsetzung erahnen lässt. Und hat es wirklich eine Aufklärung ergeben? Das scheint aber bei Poznanski Standard zu sein. Poznanski muss man gelesen haben, um auf dem Krimi-Geschehen „up to date“ zu sein. Die Erzählkraft der Autorin verlangt nach mehr! Nach Fortsetzungen. (Volker Taube)

 
 

 

Zoe Sugg / Amy McCulloch
The Magpie Society – Die Nächste bist du

Gleich vorneweg: unbedingt lesens- und empfehlenswert: Krimi, Psychothriller und Gesellschaftsbild in einem.
Die Story ist schnell erzählt: Zwei weibliche Teenies, wie sie von der Herkunft nicht unterschiedlicher sein können, treffen in einer Privatschule zusammen. Beide sind durch Todesfälle in ihrem Umfeld vorbelastet und wollen jetzt einen Fall an ihrer Schule enträtseln.
Die Autorinnen sind selbst dem beschriebenen Alter noch nicht sehr lange entwachsen, sie erzählen psychologisch und gesellschafts-soziologisch dicht, was passiert, ohne dass die Story zu einer Psychostory entgleitet.
Es gibt drei Erzählstränge, die auf unterschiedlichste Weise die jeweiligen persönlichen Situationen und Gedanken der beiden und einer dritten Person beschreiben. Zum Schluss, im „berühmten letzten Drittel“ steigt die Spannung dermaßen, dass man/n und frau nicht aufhören können, auf das Ende hinzulesen. Eine Schlussauflösung gibt es, aber doch eigentlich auch nicht wirklich.
Mit höchster Spannung darf der Folgeroman erwartet werden. (Volker Taube)

 
 

 

Zoe Sugg / Amy McCulloch
The Magpie Society – Aller bösen Dinge sind drei

Hervorragend, was das erste Buch versprach, wird im Folgeroman noch gesteigert. Auf zwei Erzählstränge zurückgeführt, wird das Geheimnis um die „Elsterngesellschaft“ weiter erkundet. Die beiden Protagonistinnen nähern sich behutsam, mit vielen geheimnisvollen Erlebnissen der Lösung. Erfreulich, wie dicht die Autorinnen – wie bei ihrem Erstwerk bereits erwähnt – an der Szene der heutigen Zeit der beiden Teenies erzählen. Jedes junge Mädchen von heute wird sich damit identifizieren können. Immer neue Verdächtige tauchen auf, auch die Polizei wird letztendlich mit einbezogen. Dass die Spannung auch hier von Seite zu Seite steigt, ist bei diesen Autorinnen gewährleistet bis hin zum – wieder einmal – letzten Drittel, wenn es auf die Lösung zuläuft. Doch halt: Als diese gefunden scheint, folgen noch ca. 20 weitere Seiten, auf denen es weitergeht. Bis zu einem unerwarteten, schrecklichen Schluss, der auch hier vermuten lässt, dass es eine weitere Folge gibt. Aber: Ist die hier jetzt erzeugte Spannung noch zu steigern? Warten wir’s ab.
Einziger Wermutstropfen: Lektoren und Übersetzer haben zu häufig nicht sauber gearbeitet. Allerdings tut das der Spannung keinen Abbruch, lässt nur aufmerksame Leser und Leserinnen unangenehm beim Lesen über einige wenige Textstellen „stolpern“, was den Lesefluss – gerade wenn es höchst spannend ist – unangenehm unterbricht. (Volker Taube, 25.01.2023)